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Sekten

... ein ganz heikles Thema. Gerne tabuisiert, da unbequem. Schließlich möchte man keinem zu nahe treten. Ich denke, das hilft nicht. Aufklärung ist angesagt. Aus Sicht des christlichen Glaubens habe ich mir mal die größeren problematischen Gruppierungen in Deutschland näher angeschaut. (Aus rechtlichen Gründen betone ich ausdrücklich, dass alles, was auf dieser Seite niedergeschrieben ist, auf meiner freien Meinung gründet und nach bestem Wissen und Gewissen durch Recherchen von Aussteigern und Sektenkennern zusammengetragen wurde.  Alle Aussagen lassen sich durch Quellen belegen. Ein Rechtsanspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit besteht nicht.)

 

Was sind Sekten überhaupt? Und warum sind sie oft weniger harmlos als angenommen?

Auf Wikipedia heisst es, eine Sekte sei eine religiöse Organisation, die sich häufig durch Abspaltung einer Religion oder durch ein Schisma bilde. Selbst die Begründer des Christentums, die Jesus-Jünger, bildeten eine Sekte. Ich würde sogar noch weiter gehen und drei wichtige Merkmale aufzeigen, die die meisten Sekten innehaben:

  1. Es existiert eine Hierarchie oder eine leitende autoritäre Führungsperson an Spitze der Organisation
  2. Es wurden (wenn es um das Christentum geht) eigene Lehrsätze zur Bibel hinzugefügt oder entfernt
  3. Es gilt der Anspruch, die Alleinseligmachende Religion zu sein

Religion ist spätestens seit der Postmoderne ein konkurrierendes Geschäftsfeld geworden, vergleichbar mit einem Kaufhaus mit großer Auswahl. Seit 200 Jahren gelten "neue" Religionen als attraktiv. Die Frage nach Selbstverwirklichung und gleichzeitiger Sinngebung ist heute mehr denn je präsent. Heilsgewissheit ist für viele so wichtig, dass sie bereit sind, dafür einiges zu opfern. Sei es viel Geld, viel Zeit oder im Extremfall auch den freien Willen. Gerade persönlich schwache Menschen neigen dazu, sich in den Glauben einer Gruppe so zu verfestigen, aus der sie dann möglicherweise nur noch schwer herauskommen können. Es ist höchst fraglich, ob es sinnvoll ist, seine persönliche Freiheit so für andere Menschen aufzugeben, um einen gewissen Ideal entsprechen zu können, an das man hingebungsvoll glaubt. Hilft die Religion zu mehr Freiheit und Erfüllung, oder suggeriert sie nur eine Sicherheit, und unterjocht dabei den Menschen?

Im Gegensatz dazu sagt die Bibel: "Wen der Sohn frei macht, den macht er wirklich frei". (Johannes 8,36). Jeder, der mit einer Sekte liebäugelt, sollte sich an diesem einmaligen Versprechen Christi orientieren.

Sekten-Check

 

Sekte: Wort und Geist

Das Spektrum an evangelikal-freikirchlichen Gruppierungen ist breit gefächert, es erstreckt sich von äußerst liberalen Freikirchen bis hin zu fundamentalistisch-gesetzlichen Splittergemeinden. Diese aber schaffen sich gerne eine eigene Subkultur, was in ein sektenähnliches Klima münden kann. In dieser Szene herrschen ideale Bedingungen für geistlichen Missbrauch, manchmal sickern davon herbe Entgleisungen an die Öffentlichkeit, wie z.B. der Skandal der Immanuel-Gemeinde Nürnberg.

Quickcheck
Wort und Geist
Gegründet: 1999
Ort: Waldkirchen, Deutschland
Gründer: Helmut Bauer
Anhänger: um ca. 2.000
NDR-Info

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NDR-Sendung vom 24.06.2008 (3:37)

Wie so aus einer Freikirche eine radikale Sekte entsteht kann man anhand der 1999 gegründeten Gemeinde „Wort und Geist“ aus dem bayrischen Röhrnbach am besten sehen, der mittlerweile fast 30 Gemeinden im deutschsprachigen Raum angehören.

Gegründet wird „Wort und Geist“ von Kaufmann Helmut Bauer. Es heißt er sei kein Christ, sondern praktizierender Satanist gewesen. Im Jahre 1990 will er um Mitternacht plötzlich und ungewollt eine übernatürliche Begegnung mit Gott gehabt haben: Eine starke Kraft legte sich auf ihn und erste Wunder geschahen. Daraufhin wurde er Christ. 1994 tritt er der Freien Christengemeinde in Freyung bei, einer freikirchlichen Pfingstgemeinde im Bayrischen Wald. Drei Jahre später besucht er eine pfingstlich-charismatische Bibelschule und leitet zuhause seinen eigenen Hauskreis. Mit seinem Auftreten findet er viele Anhänger, aber auch Gegner. 1999 spaltet Helmut Bauer die Gemeinde in Freyung und gründet mit seiner Anhängerschaft im benachbarten Waldkirchen das "Wort+Geist Zentrum". 2001 entstehen bereits die ersten Tochtergemeinden in Bayern, und eine eigene Bibelschule wird ins Leben gerufen, ein Jahr später zieht das gesamte Zentrum nach Röhrnbach um, eine Vielzahl weiterer Tochtergemeinden wird gegründet, und das "Wort+Geist Zentrum" erhält den Status einer gemeinnützigen GmbH.

Die zahlreichen Wunderheilungen Bauers und die neue frische Art des Gottesdienstes sprechen sich schnell rum, die Besucher strömen hundertfach nach Röhrnbach, um an dieser scheinbaren Erweckungsbewegung teilzuhaben. Die Bibelschule und die Heilungsgottesdienste erweisen sich als sprudelnde Geldquelle. Helmut Bauer wird in charismatischen Gemeinden mit offenen Türen empfangen: Wolfram Kopfermann (Hamburg), Peter Wenz (Stuttgart) oder Andreas Herrmann (Wiesbaden) sind anfangs von der neuen Lehre begeistert! Ein Wohlstandsevangelium, das den Menschen den "Christus in dir!" lehrt, was den gläubigen Menschen aus seiner sündhaften Natur herausheben soll und ihn gottgleich werden lassen soll. Krankheiten sind des Teufels und werden in Heilungsgottesdiensten weggebetet, was sie später konsequenterweise tabuisiert. Diese gottgleichen Christen sollen den "Liebesstrom Gottes" in der Gemeinde fließen lassen, Anhänger werden zum gegenseitigen Küssen und Streicheln ermuntert. Viele Aussteiger berichten daher von zerbrochenen Freundschaften und sogar von zerstörten Ehen. Kritik von außen wird verpönt: "wer nicht für uns ist, der ist gegen uns". Achtung! Wer diesem falschen Evangelium glaubt läuft Gefahr, in einer geistlichen Parallelwelt abzutauchen, die für andere schwer zugänglich ist, und wird womöglich mit alltäglichen Problemen wie Krankheit, Misserfolg oder Trauer schwerer klar kommen. Der übertrieben gefühlsbetonte Glaube an Gott in sich selbst wird dann gefährlich, wenn Betroffene kritik-resistent werden und ihrem Wunderheiler so sehr hörig werden, dass sie manipulierbar werden.

Am 8.8.08 wird die "Stunde Null" ausgerufen, Helmut Bauer lässt sich als "Völkerapostel" verehren. Der Menschenkult um diesen "Führer der Nation" ist so auffällig, dass schnell der Eindruck entsteht, Bauer wird als Erlöser Jesus Christus gleichgesetzt (Mittlerweile wird Helmut Bauer als reinkarnierter Christus bezeichnet!). Seine Anhängerschaft wird dazu angehalten, nicht Gott nachzufolgen, sondern ihm selbst, da er ja von Gott als Apostel eingesetzt sei. Esoterik-Kenner werden in Bauers Aussagen immer wieder starke Tendenzen spiritueller esoterischer Inhalte finden, die verquirlt mit biblischen Texten äußerst harmonisch klingen. Grundsätzlich wird sich aber über weite Passagen der Bibel lustig gemacht, denn unbequeme Inhalte der Bibel gelten als out: sie passen nicht in das Motto "so einfach, so leicht". Den Anhängern soll vermittelt werden: Gott ist in dir: Es geht dir gut, du bist gesund, und du wirst reich, weil du das so willst. Die mehrstündigen Gottesdienste werden oftmals von dauerhaftem Gelächter und Gekicher begleitet, die Wortverkündigungen sind meist aus dem Zusammenhang gerissene Bibelstellen, die den Zuhörern in permanenten Satzwiederholungen eingetrichtert werden: Um Gottes Freiheit in sich selbst erkennen zu können, muss der Verstand ausgeschaltet werden! All das schreit förmlich nach Gehirnwäsche.

wort und geist pressemitteilungen

Kritiker weisen immer wieder darauf hin, dass sich neue Anhänger der „Wort+Geist“-Bewegung meist nur durch Gemeindespaltungen gewinnen lassen. Ein Pastor aus Norddeutschland berichtet beispielshaft von dem Versuch der Sekte, seine eigene Gemeinde zu spalten. Es gibt aber laut Berichten nicht nur zerstörte Gemeinden, Familien und Ehen zu beklagen, sondern noch schlimmeres: Ein trauriger Höhepunkt ereignet sich 2009 im Umfeld der Wort+Geist-Gemeinde Berlin. Eine 23jährige Anhängerin wird zunehmend depressiv und schottet sich von ihrem Umfeld ab. Man findet sie später tot in ihrem Zimmer, erhängt.

Die Sekte wehrt sich gegen Kritik. Kritiker werden vom sekteneigenen Anwalt mit kostenpflichtigen Abmahnungen überzogen. Eine ganze Reihe von kritischen Websites will so die Sekte zum Schweigen bringen. Dazu wurden nahezu alle kritischen Video- und Tonbeiträge auf Portalen wie Youtube gelöscht. Auch die Predigten von den diversen Wort+Geist-Gemeinden sind schon lange nicht mehr frei downloadbar.

Etwa 2.000 Aussteiger werden bisher vermutet. Bleibt zu hoffen, dass auch die restlichen Anhänger diese Sekte so schnell wieder verlassen werden, wie sie gekommen sind. Damit nicht noch größerer Schaden entsteht.
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ZDF-Beitrag: Frontal21 Bericht über die Sekte "Wort und Geist" (13.10.2009, 7 min)

Links

Veröffentlichungen

pdflnk   Frank Uphoff (2009): Es ist so einfach und leicht...
pdflnk   Anette Kick (2011): Die Wort und Geist-Bewegung - Lehre, Praktiken, Hintergründe
pdflnk   Evangelische Allianz Nürnberg (2009): Kritische Beobachtungen zur Bewegung „Wort und Geist“
pdflnk   Zürcher Unterländer (2011): Besorgnis um Klotener Gläubige

 

 

 

 

Sekte: Zeugen Jehovas

Wir kennen sie als die freundlichen Herrschaften, die in Innenstädten mit ihrer Zeitschrift "Der Wachtturm" Spalier stehen oder uns Samstag vormittags aus den Betten klingeln, um über Gott und die Endzeit zu sprechen.

Quickcheck
Zeugen Jehovas
Gegründet: 1870
Ort: Pittsburgh, USA
Gründer: Charles Taze Russell
Anhänger: 7,6 Mio.
Realsatire: Ulmen trifft die Zeugen (2008)
 

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Comedy: Mittermeier live (2:27)

Zeugen Jehovas nehmen ihre Überzeugung sehr ernst: sie verbringen viel Zeit in Gesprächsgruppen, missionieren von Haus zu Haus oder auf der Straße, weil sie davon überzeugt sind, dass nach der baldigen Wiederkunft Jesu alle Nicht-Zeugen vernichtet werden würden. Ihre unanfechtbare Hingabe an ihre Errettungslehre zeigt ihren unermüdlichen Einsatz für die Ungläubigen. Ursprünglich entstand die Bewegung in den USA um den Bibelforscher Charles Russell, der, angeregt durch einen adventistischen Prediger, im Jahre 1881 die Wachtturmgesellschaft gründet. 1918 wird mit dem Nachfolger Rutherford eine straffe Hierarchie in der neuen 'theokratischen Organisation' geschaffen, die Wachtturmgesellschaft ist seither 'der sichtbare Vertreter des Herrn auf Erden'. Während der Nazidiktatur in Deutschland werden die Zeugen Jehovas wie auch andere christliche Gruppierungen verboten und verfolgt.

Spätestens 1945 müssen sich die Ex-Bibelforscher der absoluten Weisung der Wachtturmgesellschaft unterwerfen, um nicht ausgeschlossen zu werden: Kritik ist bei Androhung von Ausschluss, d.h. der Verdammnis, nicht mehr erwünscht. Die Rückkehr Jesu mit dem einhergehenden Weltuntergang wird u.a. für 1874, dann 1878, 1910, 1914, 1915, 1925 und 1975, und noch vor dem Jahr 2000 als göttliche Prophetie verkündet – viele Zeugen fühlen sich betrogen und verlassen aus Enttäuschung ob dieser dämlich falschen Prophezeiungen die Wachtturm-Sekte: es wird deutlich, dass es sich bei dem „Kanal Jehovas“ (die Wachtturmgesellschaft seit 1939) nicht um echte Gottesoffenbarungen handelt. 1994 wird ein konkretes Endzeitdatum aufgegeben, heute wird ein zeitnah bevorstehendes Weltende angenommen. Sowieso wird im Laufe der Geschichte immer wieder die Lehre der Zeugen Jehovas abgeändert bzw. angepasst, wie es der Wachtturm-Sekte gerade passt: sie soll ja nicht kritisiert werden.

Kern der Botschaft der Zeugen Jehovas ist nicht etwa Jesu Kreuzestod (Jesu leibliche Wiederauferstehung gibts bei den Zeugen nicht!) sondern die letzte Schlacht Harmagedon, die nur von Zeugen Jehovas überlebt wird und die dann einen neuen Himmel - exklusiv für 144.000 Auserwählte - und eine neue Erde zur Folge haben wird. Neueinsteiger der Zeugen haben ganz schlechte Karten, denn der neue Himmel scheint schon jetzt vergeben. Viele christliche Lehren werden bei den Zeugen Jehovas strikt abgelehnt: Das Kreuz als böses Symbol wird bei den Zeugen Jehovas seit den 30ern durch den Pfahl ersetzt, die Dreieinigkeitslehre wird entschieden abgelehnt und als Erfindung der bösen Kirchen verstanden, und Jesus ist daher auch nicht gottgleich, sondern lediglich vor den anderen Söhnen, die zur Familie Gottes gehören, geschaffen worden. Das und viele andere Sonderlehren macht es nicht leicht, mit Zeugen Jehovas zu reden. Die Anhänger leben recht isoliert vor der Welt (verderbliche Einflüsse!). Ansonsten hat die Sekte ein Glaubwürdigkeitsproblem: Da soll man sich aus der Politik raushalten, da die Welt des Teufels sei, und gleichzeitig mischt man in der UNO mit. Da soll man sein Leben Jehova widmen und finanziert damit Sektenchefs ein irdisches Luxusleben. Da wird der Militärdienst verboten und gleichzeitig in der Schweiz gutgeheißen. Da werden unzählige Kinder missbraucht und die Täter wissentlich vor Strafe geschützt. Da wird freies Denken beargwöhnt, denn kritische Literatur von Andersdenkenden ist nicht erlaubt (Bücher-Index), das Internet wird verteufelt: auch so funktioniert Gehirnwäsche. Durch falsches Bibelverständnis wird lebensrettende Bluttransfusion abgelehnt (die Folge waren viele Todesopfer!). Da muss sich das Seelenheil durch den Missionsdienst erarbeitet werden, der Glaube an die Erlösung durch Jesus Christus alleine reicht nicht, wodurch die frohe Botschaft der Bibel völlig verdreht wird.

Die Organisation hat in letzter Zeit vermehrt mit Vorwürfen der Einschüchterung und des um sich greifenden Kindesmissbrauchs zu tun – und steht damit in nichts nach in der unseligen Tradition der katholischen Kirche. Es gibt schätzungsweise rund 400 Mitglieder und etwa 170.000 Anhänger in Deutschland.

Für Außenstehende, die sich mit der Bibel etwas auskennen, wirken Zeugen Jehovas teilweise wie hirngewaschene, teils dumme oder blinde Schafe, die einem angeblichen „Kanal Jehovas“ in absolutem Gehorsam nachrennen – obwohl es so etwas laut Bibel gar nicht gibt und die Wachtturmlehren seit 100 Jahren auf großen Widersprüchen und Meinungsänderungen basieren („neues Licht“). Beeindruckend sind die unzähligen Zeugnisse von Aussteigern, die alle mehr oder weniger dasselbe berichten, und die ein menschenverachtendes Sektensystem offenbaren, das mit dem christlichen Leben fast nichts mehr gemein hat. Was mich zusätzlich bestürzt ist die Lüge, die bei den Zeugen Jehovas scheinbar gang und gäbe ist: Berichten von Aussteigern wird wohl stets widersprochen, den Erlebnissen keinen Glauben geschenkt, Vertreter der Sekte lügen die Öffentlichkeit mit offensichtlich falschen Stellungnahmen an. Und das fällt mittlerweile doch sehr auf.
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SWR-Beitrag: Report Ländersache "Paradies in Ketten" (16.09.2004, 8 min)

Links

Abhandlungen

pdflnk   Martin Doering (2008): Zeugen Jehovas-Kurzinfo
pdflnk   die-buecherstube.de: Zeugen Jehovas: ein historisch-christlicher Überblick tip!

 

 

 

 

Sekte: $cientology

Scientology sieht sich als eine neue „Religion“, die den Menschen zu seiner spirituellen Perfektion führen möchte. Keine Erlösung, sondern die eigene Vervollkommnung ist das Ziel. Tatsächlich steckt hinter dieser selbsternannten „Kirche“ nichts anderes als ein skrupelloses profitorientiertes Wirtschaftsunternehmen, das die Menschen, die Wirtschaft und den Staat vereinnahmen will, mit dem Ziel der Weltherrschaft.

Quickcheck
Scientology
Gegründet: 1954
Ort: Los Angeles, USA
Gründer: Lafayette Ron Hubbard
Anhänger: ca. 100.000 

Der OT3 der Scientologen oder die Geschichte des Xenu (2:02)

Der Science-Fiction-Schriftsteller Lafayette Ronald Hubbard brachte 1950 seinen Bestseller "Dianetik - Die moderne Wissenschaft von der geistigen Gesundheit" raus und gründete darauf 1954 sein Sektenimperium "Church of Scientology of California". Der Deckmantel einer Religion bescherte dem Unternehmen die Steuerbefreiung mit den Begünstigungen einer "Religionsgemeinschaft". Hubbard führte die Sekte seit den 70ern von englischen Schiffen aus, woher auch der Elite-Orden "Sea Org" entstammt, der heute die Entscheidungen der Organisation lenkt. 1975 gründete Hubbard die Scientologen-Basis in Florida. Heute liegt das Hauptquartier des weltweiten Psychokonzerns "Church of Scientology International" in Los Angeles. Seit Hubbards Tod im Jahre 1986 wird der Konzern von David Miscavige geführt, der Mann, dessen Mutter ihn schon als „kleinen Hitler“ bezeichnete und der sich angeblich nicht zu schade ist, problematische Anhänger zu quälen oder ins Meer werfen zu lassen. Kritiker beschuldigen die Sekte Dutzenden von Menschen den Tod gebracht zu haben.

Scientologen werben gerne Passanten in Innenstädten mit kostenlosen „Stress-Tests“ an. Dadurch sollen "Bereiche seelischer Belastungen" erkannt werden, die mit Hilfe teurer Kurse in den Griff zu bekommen sein sollen: Das ist die Einladung, tiefer in die Sekte einzusteigen. Aber der Sekte begegnet man auch oft unwissend – in Unter- und Nebenorganisationen, getarnt als harmlos klingende Wirtschaftsunternehmen, Auditing-Firmen, 'Menschenrechts'organisationen, selbst in der Schülernachhilfe sind sie aktiv: Die KVPM greift gerne die Psychiatrie an, denn Hubbard glaubte, dass alle Übel der jüngeren Menschheitsgeschichte (dazu gehören auch Hitler und der Zweite Weltkrieg) auf die Machenschaften von Psychiatern zurückginge. Seit 2013 versucht Scientology, besonders jüngere Menschen via Youtube oder Facebook anzuwerben: Sie tritt dabei mit Nebenorganisationen wie «Jugend für Menschenrechte» oder «Sag nein zu Drogen, sag ja zum Leben» auf, um junge Menschen zu ködern. Teilweise findet man sie sogar auf Jugendfestivals (mehr...)

Scientologen glauben, dass 15-20% der Bevölkerung geisteskrank sind. Deshalb möchten sie sich von den restlichen 'Barbaren' absetzen: das geht nur mit Hubbards Lehre, Scientology unvergleichliche Stärke und Macht zu erringen, um "letztlich zum unsterblichen, übermenschlichen Geistwesen zu werden". Diese okkulte Vorstellung beruht auf der Geschichte, die Scientologen ab Stufe OT3 allen Ernstes glauben: demnach soll vor 75 Millionen Jahren ein außerirdischer Fürst namens Xenu in einer großen galaktischen Schlacht die Menschheit niedergemetzelt haben. Wenige Überlebende wurden dann eingefroren und gut verpackt mit Raumschiffen auf die Erde gebracht und um Vulkane gesammelt, die dann mit Wasserstoffbomben in die Luft gejagt wurden. Durch die Millionen von Jahren verlor die Menschheit immer mehr die Fähigkeit, voll über Materie, Energie, Raum und Zeit zu verfügen. Nur mit der Scientology-Technik ließe sich Schritt für Schritt wieder in den Urzustand zurückfinden. Natürlich wird es mehr als ein riesiges Vermögen kosten, immer weitergeschult zu werden.

Die eigene Anhängerschaft leidet unter "aggressiven Ausbeutungs- und Unterdrückungsmethoden". Wer also die überteuerten Kurse nicht mehr bezahlen kann und Kritik übt wird diszipliniert. Kritiker oder gar Aussteiger werden als „unterdrückerische Personen“ behandelt: Bestrafung durch Rufmord, Psychoterror und Massenklagen. Kriminelle und schmutzige Methoden sind da an der Tagesordnung. Gerade Aussteiger, die zuvor der Sekte in den Auditings vieles ihrer tiefsten Geheimnisse preisgegeben haben, werden dadurch erpressbar. In einem englischen Interview berichtet die Scientology-Gegnerin Ursula Caberta über ihre Erfahrungen mit der Sekte.

Scientology EmeterIm Internet wird Scientology mittlerweile der Krieg erklärt: Projekt Chanology und die Anonymous-Gruppe schlagen seit Januar 2008 mit Kriegserklärungen auf YouTube und mehreren Hackerangriffen auf Scientologys Seiten zurück. Auslöser ist (ein von Scientology erfolglos zensiertes) Video einer Rede von Schauspieler Tom Cruise, in dem er sich für eine geklärte Welt ohne Scientology-Gegner ausspricht (→ vgl. Hitlers Endlösung). In Deutschland wird die Sekte vom Verfassungsschutz beobachtet, sie zählt als „kriminelle Vereinigung“: nämlich demokratiefeindlich, faschistoid und extremistisch. In Frankreich wurde sie wegen „organisierten Bandenbetrugs“ verurteilt! Griechenland erklärte Scientology bereits zum „Staatsfeind“. In Russland, Frankreich, Belgien, Luxemburg, Irland, Israel und Mexiko erhält die Sekte keine Steuerbefreiung. Da der Name Scientology mittlerweile fast wie ein Schimpfwort gilt versucht der Konzern zusehends, das Image zu wechseln und mehr als Nobelkirche ins Interessensblickfeld zu rücken. Eine für 2013 geplante Werbekampagne scheint allerdings zu scheitern.

Seriöse Schätzungen gehen von derzeit etwa 4.500 Sektenmitgliedern in Deutschland aus. Ironischerweise gibt es seit den 80er Jahren „freie Scientologen“, die sich aufgrund des aggressiven Auftretens ihrer Sekte von ihrer "Kirche" gelöst haben und nun versuchen, selbständig ohne Scientology an Hubbard zu glauben.

Als ich selbst mit einer Scientologin im Jahr 2007 in Tübingen ins Gespräch kam, wollte sie von einem „Xenu“ nichts wissen. Er sei ihr unbekannt. Stattdessen sollte ich den immerlügenden Medien nicht glauben sondern Scientologen selbst befragen (?). So fand die Befragung des führenden Ex-Scientologen Wilfried Handl am 27. Juni 2007 live auf SWR1 statt. Seine Schilderungen über Scientology sind über einiges grauenvoller als hier im Text erwähnt. Entgegen der Behauptung der Scientologin verträgt sich auch Scientology nicht mit anderen Religionen, zumindest ein Christ wird bei Hubbards Aussage "Es gab keinen Christus" in Schwierigkeiten kommen. Mir drängt sich so der Verdacht auf, dass Scientology bei ihrem Missionsdienst bewusst Menschen anlügt. Wer an seinem Leben hängt und etwas positives daraus machen möchte, sollte auf keinen Fall mit Scientology ins Geschäft kommen.
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ARD-Spielfilm: Bis nichts mehr bleibt - basierend auf Aussteigerberichten (31.10.2010, 90 min) amazon

SWR-Doku: Die Seelenfänger - Wie Scientology Menschenleben zerstört (31.03.2010, 44 min)

 

ZDF-Doku: Der gesäuberte Planet - Eine Reise ins Innere der Scientology (09.12.2009, 44 min)

ARD-Doku: Hirnwäscher - Wie gefährlich ist Scientology (21.01.2009, 44 min)

 

ARD-Doku: Die Spitzel von Scientology - Der Sektengeheimdienst OSA (26.06.2012, 88 min) amazon

Links

Veröffentlichungen

pdflnk   Christoph Minhoff, Martina Minhoff (1998): Scientology. Irrgarten der Illusionen
pdflnk   Ursula Caberta (2007): Schwarzbuch Scientology
pdflnk   Wilfried Handl (2010): Das wahre Gesicht von Scientology
pdflnk   Innenministerium Bayern: Das System Scientology. Fragen und Antworten
pdflnk   Berliner Verfassungsschutz: Scientology: Eine kritische Bestandsaufnahme
pdflnk   Berliner Verfassungsschutz: Flyer: Scientology inkognito: Unterorganisationen und Kampagnen

 

 

 

 

Sekte: Universelles Leben

Das Leben als Hausfrau ist zu eintönig? Gabriele Wittek aus Würzburg hatte es wohl satt. Im Jahre 1970, sie ist gerade 37 Jahre alt, stirbt ihre Mama. Seither will sie Stimmen aus anderen Welten hören, Botschaften von Außerirdischen gleichermaßen wie von Gott selbst.

Quickcheck
Universelles Leben
Gegründet: 1977
Ort: Nürnberg, Deutschland
Gründer: Gabriele Wittek
Anhänger: um ca. 10.000 (?)
Esowatch-UL

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Hier spricht Gabi (1:54)

Und da das Leben als moderne Prophetin mehr Aufregung verspricht als das Leben einer Hausfrau, schmückt sie sich seit 1975 mit den bescheidenen Attributen „Sprachrohr Gottes“, „Posaune Gottes in dieser Zeit“, und „das größte Gottesinstrument nach Jesus von Nazareth“. Die Gottesoffenbarungen und neuesten Erkenntnisse aus ihren Kränzchen mit dem Raumschiffkommandanten Mairadi spricht sie auf Tonbänder, die Anfang der 70er die Runde machen.

Sie verbreitet die Annahme, dass nur durch ihre Geschichten die Bibel wirklich ergänzt, berichtigt und verstanden werden könnte. Diese Mixtur aus Schwachsinn, Esoterik und Bibelworte dient als Basis für die Sektengründung "Heimholungswerk Jesu Christi" im Jahre 1977. 1984 erfährt Gabi von Christus, Gabriele Wittek dass der Sektenname unpassend sei, und wird daher zu "Universelles Leben" umbenannt. Seither baut sie ihr kleines Reich aus: es entstehen nach und nach eigene Ökobetriebe ("Christusbetriebe") und sogar eine eigene "Christusklinik" 1986 in Marktheidenfeld (Würzburg). Und auch die Kinder sollen im Namen der Sekte erzogen werden: auf eigenen Kinderhorten und sogar einer "Christusschule" (1991). Problematisch dabei ist auch die antisemitische Einstellung.

Die totalitäre Sekte lebt nach eigenen strikten Regeln: Gabi gilt als das "absolute Gesetz" für die ganze Welt. Persönliche Freiheit gibt es unter den Anhängern so gut wie keine, die sich von der "dämonischen" Außenwelt in ihrer eigenen Kommune so gut es geht abschotten. In der "Bundgemeinde Neues Jerusalem" herrscht ein „Klima der Angst und des Terrors“. Jegliche von aussen kommende Kritik wird sofort heftig bekämpft: Schmähschriften, Drohungen und wahre Prozessfluten sind das Echo auf Kritiker, womit ihr selbst angekündigtes "Friedensreich Jesu Christi" nicht gerade glaubhaft vermittelt wird. Anhänger der Sekte müssen mit dem persönlichen wirtschaftlichen Ruin und mit schweren psychischen Schäden rechnen, was leider auch unzählige Berichte von ausgetretenen Mitgliedern bestätigen.

In letzter Zeit macht die Sekte immer wieder mit Ökokampagnen, Demonstrationen gegen Fleischgenuss und großflächigen Plakataktionen auf sich aufmerksam. UL-Plakat Sie wirbt u.a. auch mit den Slogans "Keine Kirche - Menschen beten - Jesus war kein Kirchgänger" oder "intelligente Menschen essen kein Fleisch". In über 40 deutschen Städten kennt man den sektennahen Vertrieb "Gut zum Leben", die mit Lebe Gesund-Ökoprodukten den Biomarkt aufmischen. Viele Kunden wissen wohl nicht, dass Sie beim Einkauf "eine der gefährlichsten Sekten Deutschlands" finanzieren. In einem "Harmoniegespräch" wird am Ende die Statistik jedes Mitarbeiters abgerechnet. Und was sagte Gabi Wittek? "Gott unterstützt nicht das Ich des Menschen. Weit besser wäre es für die Menschheit bestellt, wenn alle Menschen, auch unsere Wissenschaftler und Theologen, wieder demütig würden und selbst den Pfad der Reinigung der eigenen Seele und des eigenen Gehirns auf sich nähmen..." Mit der Reinigung des Gehirns und einer etwas demütigeren Einstellung dem Nächsten gegenüber könnte sich die Sekte an den sonst kruden Worten ihrer Sektenführerin ein Beispiel nehmen und gleich damit anfangen. Denn das "Friedensreich" gleicht eher einem Terrorzentrum.
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BR-Doku: Das Universelle Leben - Seelenfang per Biobrötchen (01.02.2004, 28 Min)

Links

Veröffentlichungen

pdflnk   voice (2002): Eine Gefahr für die Tierrechtsbewegung? Was steckt wirklich hinter dem Universellen Leben
pdflnk   tillmenke.de (2010): Informationsblatt einer 9. Klasse
pdflnk   Michael Hitziger (2008): Säuberung im „Friedensreich“ gegen „Gemeindeälteste“ und „Jungpropheten“. Auszug aus "Weltuntergang bei Würzburg"

 

 

 

 

Sekte: Mormonen

1830 gründet der 25jährige Joseph Smith mit 6 Anhängern in Fayette, New York, die Mormonenkirche, die sich bald "Kirche Jesu Christi Der Heiligen Der Letzten Tage" nennt. Zuvor scheint erstaunliches passiert zu sein:

Quickcheck
Mormonen
Gegründet: 1830
Ort: Fayette, USA
Gründer: Joseph Smith
Anhänger: ca. 4 Mio. (aktiv)
kurzer Abriss: Glaubensideologie der Mormonen-Sekte (6:14)

Gott selbst und Jesus sollen Smith erschienen sein und ihn darauf aufmerksam gemacht haben, dass es derzeit keine echte christliche Kirche gäbe. Daraufhin schicken sie den Engel 'Moroni' zu ihm, der Smith verrät, mehrere goldene Platten seien in seiner Nähe in einem Hügel versteckt, auf ihnen stünden die Geschichte der amerikanischen Ureinwohner, die sich fortzieht bis hin zur Wiederkunft Jesu Christi.

Smith buddelt und entdeckt die goldenen Platten, zufällig mit diversen Übersetzungsutensilien. Natürlich bekommt kein Mensch die Platten und die Utensilien je zu Gesicht. Mit dieser neuen Übersetzung, dem Buch "Mormon", behaupten Mormonen im Besitz des "richtigsten Buches aller Bücher" zu sein, mit dessen Hilfe sie näher zu Gott kommen könnten und das somit die Bibel relativiert. Nach mehreren Umzügen über Ohio, Missouri und Illinois wird in Utah 1847 die Sektenmetropole Salt Lake City gegründet. Im Laufe der nächsten Jahre schließen sich Hunderte von Siedlern den Mormonen an. Nur wenige Jahre später stehen die Mormonen sogar mit den USA im Krieg, was sich zu einem dramatischen Massaker zuspitzt: auf Befehl dieser "Kirche" schlachten Mormonen und Indianer über 100 unschuldige Menschen eines Siedlungstrecks ab.

Die Lehre der Sekte ist ein Mischmasch aus Altem und Neuem Testament, der Freimaurerei (denen Smith auch angehörte) und des Okkultismus. Trotz allem bezeichnen sich Mormonen als 'Christen', sie sehen sich als die einzige wiederhergestellte Kirche Christi, während alle anderen Kirchen 'verderbt' und 'ein Gräuel vor Gott' seien. Auch an die göttliche Authentizität der Bücher Mormon und Abraham hält man nach wie vor fest, obwohl diese schon lange archäologisch, sprachwissenschaftlich und anthropologisch widerlegt sind: Heute kann sicher gesagt werden, dass das Buch Mormon, das die Glaubensgrundlage der Mormonensekte ist, ein rein menschliches Produkt ist, das zudem noch jede Menge Fehler enthält. Mormonen glauben, dass Schwarze einen Fluch Gottes tragen. Neben diesem rassistischen Problem werden weiterhin Frauen und Homosexuelle von der Sekte diskriminiert, Abtrünnige werden sozial gemieden. Darüber hinaus sind Mormonen für die Polygamie bekannt, die bis 1890 als "ewiges Gesetz" offiziell gelehrt wurde und an das die Sektenmitglieder im Hinblick auf Gottes Reich immer noch glauben. Heute wird Polygamie in den USA nur noch von Splittergruppen der Sekte praktiziert.

Smith holte Gott nach Amerika: Nach Überzeugung der Mormonen befand sich in den USA einst das Paradies, die Wiederkunft Jesu wird auch in Amerika stattfinden und Missouri soll der Ort für das neue Jerusalem werden. Gott selbst ist nach dem Glauben der Sekte anfangs auch nur ein Mensch gewesen, der nach gewissen Prüfungen auf der Erde erst zu Gott werden konnte und heute in der Nähe des Sternes 'Kolob' wohnt. Gleiches beansprucht auch jeder Mormone für sich, das bedeutet, dass jeder Mormone später sein eigener Gott werden kann.

Eine Mormonenfamilie ist es gewohnt, mehr Zeit in den Versammlungen als miteinander zu verbringen. Sogenannte "Heim- und Besuchslehrer" beobachten dabei jede Person. Junge Mormonen (Männer) zwischen 19 und 21 Jahren sind verpflichtet zu missionieren. Das ganze läuft unter sehr strengen Regeln: niemals alleine sein, kein engerer Kontakt mit Frauen, kein Urlaub, keine Freizeitgestaltung, kein TV, keine Zeitung, nur ausgewählte Literatur darf gelesen und nur ausgewählte Musik gehört werden. Nicht-mormonische Bücher sind grundsätzlich verboten. Es gibt eine Kleidervorschrift. Unter Mormonen ist Kaffee, Schwarztee, Tabak oder Alkohol verboten. Absoluter Gehorsam wird von jedem Mormonen verlangt und Kritik entsprechend unterdrückt.

Erwachsene Mormonen erhalten - ähnlich einer Freimaurerzeremonie - ihr Endowment: mit spezieller Tempelkleidung schwört das Sektenmitglied absolute Loyalität, erhält höchst geheime Abzeichen und wird bei Bruch mit der Sekte mit den möglichen göttlichen Todesstrafen belehrt. Nach der Zeremonie darf ein Mormone nie mehr einfache Unterwäsche tragen, stattdessen gibts die 'Garments'. Totentaufen sind für Mormonen üblich, selbst für Adolf Hitler wurden Totentaufen und Zeremonien durchgeführt. Um jemals ein Gott werden zu können müssen Mormonen im Tempel heiraten. Der Tempel hat sich so über Jahre zum inoffiziellen Heiratsmarkt etabliert. Mormonen versuchen nach außen hin sehr rechtschaffen und moralisch integer aufzutreten. Verschiedene Skandale (z.B. der Bestechungsskandal zur Olympia 2002) zeigen allerdings ein anderes Bild der Sekte. Durch die sich immer wieder verändernde und angepasste Lehre der Sekte wird die Glaubensbasis immer nur fragwürdiger als sie es je schon ist.

Offizielle Zahlen nennen weltweit über 14 Millionen Mitglieder, die Hälfte davon in den USA. Allerdings sind nach Erhebungen nur rund 4 Millionen Mitglieder in den Versammlungen aktiv vertreten; in Deutschland sind das etwa 12.000 aktive Mitglieder. Wer aus den Reihen der Mormonen austreten möchte kann mit einem langwierigen Prozedere rechnen, aber es ist immerhin möglich.
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Links

 

 

 

 

Sekte: Neuapostolische Kirche

Kann das sein? Sie ist als die viertgrößte christliche Konfession in Deutschland eine etablierte Kirche und wirkt überhaupt nicht wie eine dieser Sekten. Doch auch hier ist nicht alles Gold was glänzt: Beim Recherchieren war ich erstaunt, auf was für Details und beklemmende Aussteigerberichte ich stoßen musste. Für einige wurde die Frohbotschaft zur Drohbotschaft. Auch sonst hat die "NAK" ein fragwürdiges Selbstverständnis.

Quickcheck
Neuapostolische Kirche
Gegründet: ~1832
Ort: Albury, Großbritannien
Gründer: Henry Drummond
  John Bate Cardale u.a.
Anhänger: 10 Mio.
Religionsreferat einer 10. Klasse (8:55)

Ähnlich wie bei den Mormonen in den USA entstanden in den 30er Jahren des 19. Jahrhundert in England mehrere "Gemeinden", wo sich Menschen trafen, die über die Wirren der Industrialisierung und des Weltwandels auf Grundlage der Bibel sprachen, und ihre neuen Gemeinden auch "wiederaufgerichtetes Erlösungswerk unseres Herrn" nannten, als die 'wahre Kirche Christi in der Endzeit'. Jesus wurde fast täglich erwartet. 1835 erwählte man 12 Apostel, da man glaubte, die 'wahre Kirche Christi' müsse wieder von Zwölfen geleitet werden. 1855 starben die ersten drei Apostel. Seither ist die Geschichte geprägt von Streit und unzähligen Abspaltungen der Gemeinden. Über viele Zerwürfnisse entstand später die 'Neuapostolische Gemeinde'.

Trotz all dieser Abspaltungen glaubt diese Organisation, die 'einzig wahre Fortsetzung der Urkirche' zu sein. Dabei gründet sich der Name der Organisation alleine auf das 4. Buch Esra, das aber wegen seines zweifelhaften Inhaltes kein Teil des biblischen Kanons ist. Mit dem Entgegenkommen mit den Nazis (Hitler wurde als "von Gott gesandter Führer" gepriesen!) und Sympathisieren mit der SED-Diktatur offenbarte diese Organisation immer wieder ihren ungöttlichen Charakter. In der Vergangenheit soll ein recht autoritärer Umgang geherrscht haben. Das Fernbleiben von einem der Gottesdienste, die zweiwöchentlich stattfinden, stellte bereits eine "Sünde" dar. Von immensem Psychodruck und blindem Gehorsamszwang berichten dabei immer wieder Aussteiger. Verständlich, sieht sich diese Organisation doch wie eine kleine familiäre Gemeinschaft.

Die Organisation ist streng hierarchisch aufgebaut. Geleitet wird sie von über 375 Aposteln weltweit. Die Apostel beanspruchen für sich, 'Botschafter an Christi Statt' zu sein. Nur sie sollen befähigt sein, durch Spenden des Heiligen Geistes die Erlangung der Gotteskindschaft zu ermöglichen ("Versiegelung"), Heil und Erlösung zu bringen. Diese Anmaßung geht dabei so weit, dass sich die NAK als "exklusive Endzeitkirche" gefällt, die einzige Kirche zur Errettung der Menschen. Allerdings wird eingeräumt, dass letztlich Gott selbst entscheiden muss, ob andere Gläubige vor ihm Gnade finden dürfen.
Ganz an der Spitze steht der 'Stammapostel' mit seinem Sitz in Zürich. Er wird als eine Art 'Repräsentant des Herrn auf Erden' verehrt. Er kennt als einziger den Willen Gottes, da nur er und seine Apostel "berufen und fähig" sein sollen, die Bibel zu verstehen und auszulegen. Eine Bibeldiskussion ist daher schon von vornherein zum Scheitern verurteilt. Kritik ist unerwünscht. Als 1951 der Stammapostel Johann Gottfried Bischoff verkündete, dass Jesus noch zu seinen Lebzeiten kommen würde (er war damals 80 Jahre alt!), wurde auch dieses Wort als göttliche Heilswahrheit erhoben. Kritiker wurden einfach ausgestoßen. Auch nach dessen Tod 9 Jahre später und bis heute hält die Organisation daran fest, dass sich der Stammapostel nicht irren konnte. Eine Korrektur dieser Irrlehren erfolgte bis heute nicht. (Update: Stammapostel Leber entschuldigte sich immerhin später bei Geschädigten)

Die NAK zelebriert nach okkulter Vorstellung dreimal im Jahr Totenmessen ('Entschlafenengottesdienste'): Verstorbenen soll so im Jenseits auch nachträglich Heil zugesprochen werden.

Seit 2005 will sich diese Organisation bemühen, mit Kritikern toleranter umzugehen und sich als Kirche mehrNAK-Schild nach außen zu öffnen. Sie akzeptiert nun auch die Taufen anderer ökumenischer Kirchen, besteht aber weiterhin auf ihren Exklusivanspruch als heilsbringende Kirche in der irdischen Welt. Im Dezember 2012 verabschiedete sie einen neuen Katechismus. In Deutschland gibt es etwa 350.000 Mitglieder, wobei enormer Zuwachs durch die starke Missionstätigkeit besonders in Afrika zu verzeichnen ist.

Im Gesamten betrachtet zieht sich von Anbeginn an ein unheilvoller roter Faden durch die Geschichte der NAK: ungöttliche Botschaften, ein fehlerhafter Umgang mit der Bibel, Kritikunfähigkeit bei naheliegender Ungerechtigkeit und sektenhafte Sonderlehren deuten darauf hin, dass der Vorwurf einer Sekte zutrifft. Wer das biblische Versprechen, allein durch den Glauben an Jesus Christus frei und erlöst zu sein, ernst nehmen möchte, wird es in dieser "Kirche" auf Dauer nicht leicht haben. Positiv ist anzumerken, dass laut Aussagen von Mitgliedern der Psychodruck in den Gemeinden zurückgegangen ist und die Organisation sich nach außen hin bemüht, ein toleranteres Bild abzugeben.
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Veröffentlichungen

  • Burkhard Schröder (1995) - Unter Aposteln. Ein Auszug aus "Unter Männern"

pdflnk   Horst Hartmann (2000): Die Botschaft. Ein Auszug aus "In der Welt, aber nicht von der Welt"
pdflnk   Annette Kick (2006): Die Neuapostolische Kirche: Kurzbeschreibung
pdflnk   Tobias Mai (2011): Die Lehre der Neuapostolischen Kirche im Licht der Heiligen Schrift

 

 

 

Zum Schluss: NDR Extra3

 

Hier sind nur die größten Sekten-Gruppierungen Deutschlands aufgeführt. Es gibt ja leider noch viel viel mehr davon, vor allem auch in örtlichen Gebieten, die dort sehr stark auftreten, z.B. Fiat Lux, die Holic-Gruppe, Ivo Sasek, The Family, Bruno Gröning (BGF), Gottfried Bresink, Zwölf Stämme, u.v.a.

Aufklärung vor Menschenverführern wird besonders heute mehr denn je vonnöten sein. Ich hoffe, mit dieser Aufklärungsseite etwas für unsere Gesellschaft getan zu haben.

 

thepresident.de

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